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DIE LARYNXTUBERKULOSE ALS DIFFERENTIALDIAGNOSE

M.A. Grzonka, T. Nickol

Vielen Klinikern ist das Erscheinungsbild der Kehlkopftuberkulose fremd, sodaß sie eine Tuberkulose nicht als Differentialdiagnose bei einer Larynxaffektion in Betracht ziehen. Die Fehldiagnose einer Larynxtuberkulose vor allem als Karzinom führt zu dessen weiterer Abklärung mittels direkter Laryngoskopie und Probeexcision. Ärzte, Pflegepersonal und Mitpatienten werden somit einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Von 1973 bis 1997 wurde an unserer Klinik bei 9 Patienten - 4 Frauen, 5 Männer - eine Larynxtuberkulose diagnostiziert. Bei allen Patienten wurde die Diagnose erst anhand des bei einer Mikrolaryngoskopie gewonnenen Biopsates gestellt. Die Inzidenz war über den Untersuchungszeitraum hinweg gleich geblieben. 7 Patienten waren deutscher, eine Patientin türkischer und ein Patient tschechoslowakischer Nationalität. Das durchschnittliche Alter betrug 49 Jahre mit einer Spannweite von 31 bis 85 Jahren. Alle Patienten stellten sich primär wegen einer persistierenden Heiserkeit vor, 2 klagten weiterhin über eine Dysphagie und eine Patientin gab Auswurf an. Bei keinem Patienten war eine floride Lungentuberkulose vor der mikrolaryngoskopischen Untersuchung bekannt, doch wurde bei den weiteren Untersuchungen in 8 Fällen eine offene Lungentuberkulose festgestellt. Bei allen Männern wurde die Kehlkopfveränderung primär als ein Karzinom interpretiert. Bei den Frauen reichte die klinisch gestellte Differentialdiagnose von Karzinom über Taschenfaltenzyste, Epiglottitis bis Intubationsgranulom. Allein vom klinischen Befund wurde die Erkrankung bei keinem Patienten richtig diagnostiziert.

Die Aufarbeitung der Krankengeschichten unserer neun Patienten mit einer l.arynxtuberkulose soll Hilfestellung bei der Diagnosefindung geben und zu einer erhöhten Aufmerksamkeit dem zu erwartenden wachsenden Problem gegenüber führen.

Dr. M. Grzonka, HNO-Univ.-Klinik, Deutschhausstr. 3, D-35037 Marburg


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