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PRIMÄRE MANIFESTATIONEN VON BARTONELLA HENSELAE-INFEKTIONEN IM KOPF-HALS-BEREICH – EINE PROSPEKTIVE STUDIE

GJ. Ridder, B. Richter, R. Laszig, A. Sander

Bartonella henselae ist der Erreger der Katzenkratzkrankheit (KKK) und wurde 1992 erstmals beschrieben. Dic typische KKK manifestiert sich als Primärläsion an der verletzten Hautstelle mit anschließenden regionalen Lymphknotenschwellungen. Bei atypischen Verläufen wurden Augenmanifestationen, präaurikuläre Lymphadenopathien, Parotisschwellungen, u.a. Symptome beobachtet. Primäre Manifestationen der KKK im Kopf- und Halsbereich wurden bisher in der Literatur nur selten beschrieben. Seit Januar 1997 haben wir prospektiv in unserem Patientenkollektiv mit Lymphknotenschwellungen nach Infektionen durch B. henselae gesucht. Bisher konnte bereits bei 20 Patienten eine KKK nachgewiesen werden. Klinische Symptomatik, diagnostische Kriterien – unter besonderer Berücksichtigung der (Farbduplex)-Sonographie, der Serologie, der Histologie und molekularbiologischer Nachweismethoden – sowie die Wirksamkeit der antibiotischen Therapie werden dargestellt. Im Gegensatz zur bisherigen Auffassung, tritt die KKK nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondem auch im höheren Erwachsenenalter auf. Differentialdiagnostisch ist zu berücksichtigen, daß diese Infektion nicht selten mit malignen Tumoren verwechselt wird. Typisch ist ein langer asymptomatischer Verlauf mit einer Lymphadenopathie von durchschnittlich über drei Monaten. Therapeutisch sinnvoll ist eine antibakterielle Therapie mit Fluochinolonen oder Makroliden erst bei Komplikationen der Erkrankung wie Einschmelzung oder Auftreten einer lokalen Beschwerdesymptomatik. Anhand unserer Ergebnisse wird die klinische Bedeutsamkeit von B. henselae Infektionen in der Hals-nasen-Ohrenheilkunde diskutiert.

Dr. med. Gerd Jürgen Ridder, Universitäts-HNO-Klinik, Killianstr. 5, D-79106 Freiburg i. Br.


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